Berlin. Mehr als eine Million Beschäftigte sind in Deutschland derzeit in der Wertschöpfungskette Forst-Holz tätig. Zu dieser Feststellung kommt eine aktuelle Studie des renommierten Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die heute in Berlin vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler des IW haben in der Metaanalyse auf Basis vorhandener Fallstudien eine ökonomische Bewertung des Waldes und seiner vielfältigen Ökosystemleistungen vorgenommen, um den Einfluss der Bewirtschaftung auf den Klimawandel zu beschreiben. Bewirtschaftete Wälder sichern demnach vor allem im ländlichen Raum nicht nur Arbeitsplätze, sie leisten auch einen höheren Beitrag zum Klimaschutz als nicht bewirtschaftete Flächen. Mit Blick auf die Ökosystemleistungen hält die Studie fest, dass forstliche Maßnahmen zur Ausweitung des Klimaschutzbeitrages eine Honorierung finden und in der Umsetzung lohnenswert sein müssen.
Neben den positiven Klimaeffekten einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung unterstreicht die Studie, die im Auftrag der AGDW – Die Waldeigentümer sowie der Familienbetriebe Land und Forst erstellt und von der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert wurde, den wirtschaftlichen Stellenwert des Waldes für den Standort Deutschland. Die deutsche Forstwirtschaft ist dabei vor allem als Zulieferer der Holz und Holzprodukte verarbeitenden Branchen ein wichtiger Faktor. Rund 57 Milliarden Euro wurden im Jahr 2020 in der Wertschöpfungskette Forst-Holz erwirtschaftet. Die Studie unterstreicht, das Substitutionspotenziale reduzierter Forstwirtschaft durch Importe begrenzt sind und nur durch eine Bewirtschaftung die wichtigen Klimaschutz-Beiträge weiterhin gewährleistet werden können.
Sollte es in Deutschland künftig zu einer geringeren Produktion des Rohstoffes Holz kommen, erkennt die Studie hier als Folge drohende Verlagerungseffekte. Aktuell werden Zweidrittel des Bedarfs durch Holz aus dem Inland gedeckt. Durch kurze Lieferwege entstehen im Verarbeitungsprozess vergleichsweise geringe klimaschädliche Emissionen. Sollte die Produktion zum Beispiel in Folge von Flächenstilllegungen oder weiter voranschreitender Waldschäden in andere Länder verlagert werden, wären längere Transporte eine Folge. Dazu käme, dass im Ausland die Bewirtschaftung von Wäldern unter anderen Standards stattfindet, die nicht selten niedriger sind als in Deutschland.
Zusammenfassend ist laut IW eine Ausweitung des Klimaschutzbeitrags im Ergebnis nur dann interessant, wenn er wirtschaftlich attraktiv ist. Dabei blickt die Studie nicht allein auf die Pflege, den Erhalt und Umbau des Waldes, der Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnimmt und Sauerstoff an die Umgebung abgibt. Sie verweist darüber hinaus auf die Klimaeffekte einer nachhaltigen Nutzung durch die Verwendung von geerntetem Holz für langlebige Produkte. Im Schnitt werden im Jahr 8 Tonnen CO2 pro Hektar kompensiert, durch den Einsatz von Holz als Sekundärspeicher von Kohlenstoff wird die CO2-Bilanz in Deutschland um bis zu 14 Prozent verbessert.
Professor Dr. Andreas Bitter, Präsident der AGDW – Die Waldeigentümer, sagt: „Die Studie unterstreicht eindrucksvoll den vor allem im ländlichen Raum unverzichtbaren, für viele Menschen existenziellen Stellenwert der Forstwirtschaft als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Sie vermittelt darüber hinaus sehr anschaulich, wie eng eine nachhaltige Bewirtschaftung und ein effektiver Klimaschutz miteinander verknüpft sind. Wenn wir die Klimaziele erreichen und nachhaltig mit unseren Ressourcen umgehen wollen, geht das nur mit dem Erhalt unserer Wälder durch langfristig wirkende Investitionen in den Waldumbau und die damit verbundenen, vorwiegend regionalen Wertschöpfungsketten. Der Wald sichert die Existenz von uns allen, auch wenn er nicht unser Arbeitsplatz ist.“
Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst, ergänzt: „Es wird manchmal verkannt, welchen Mehrwert der Wald für uns alle hat. Er ist nicht nur Erholungsort und Heimat für viele Arten, er gibt den Menschen Arbeit, ein Auskommen und uns allen den vielfältig einsetzbaren, erneuerbaren Rohstoff Holz. Vor allem aber leistet nachhaltig bewirtschafteter Wald den größten Beitrag zum Klimaschutz. Die Studie unterstreicht, dass Nutzungsverbote, wie etwa im EU Green Deal vorgesehen, deshalb der falsche Weg sind und nur eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung diesen effektiven Klimaschutz sichert. Der Wald gibt Arbeit, aber er macht in Zeiten des Klimawandels auch viel Arbeit, die honoriert werden muss.“
Lesen Sie die gesamte Studie des IW Köln hier:
20221201_Gutachten_Ökonomische Betrachtung des Waldes