Häufig gestellte Fragen und Antworten
Wald ist Klimaschützer
Fragen und Antworten
1Wie groß ist die Klimaschutzleistung des Waldes?
Laut deutschem Treibhausgas-Inventar (Kyoto-Berichterstattung) belaufen sich die „Negativemissionen“ durch deutsche Wälder auf 67 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten jährlich. Berücksichtigt man zudem positive Effekte von Holzrohstoffen inklusive der energetischen Nutzung, erreicht der Sektor Negativemissionen von 127 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Das entspricht rund 14 Prozent der deutschen Gesamtemissionen.
2Warum sollte die Klimaschutzleistung des Waldes honoriert werden?
Ohne negative Emissionen oder CO2-Speicher wird Deutschland seine Klimaziele nicht erreichen können. Es ist daher im gesellschaftlichen Interesse, sie zu erhalten und zu stärken. Eine Honorierung kann dazu einen Beitrag leisten. Mit dem europäischem Emissionshandel und der nationalen CO2-Bepreisung gibt es einen Mechanismus, mit dem CO2-Emissionen bezahlt werden. Es ist also konsequent, negative Emissionen zu honorieren.
3Woher kommt die „8“?
Jeder Hektar Wald speichert in Deutschland im Schnitt 8 Tonnen CO2. Das entspricht in etwa den jährlichen Pro-Kopf-Emissionen in Deutschland. Hätten wir also statt 11,4 Mio. ha Wald etwa 82 Mio. ha, könnten wir CO2-neutral leben und wirtschaften.
4Wieviel Geld fordern die Waldeigentümer konkret?
Wir wollen nur den Teil der Speicherung in Wert setzen, der in Form der stofflichen Holznutzung dauerhaft gespeichert bleibt. Dies sind ca. 4,5 Tonnen pro Hektar. Holz trägt zwar auch als Energieträger zum Klimaschutz bei, indem er fossile Energieträger ersetzt. Hier finden aber auch Emissionen statt. Daher fordern wir: 4,5 Tonnen pro Hektar pro Jahr, multipliziert mit dem Preis für eine Tonne CO2. Dies sind derzeit 25 Euro.
5Sind der Wald und seine Holzprodukte wirklich langfristige CO2-Speicher?
Der Wald ist langfristiger Speicher, solange er aktiv bewirtschaftet und gepflegt wird. Durch die Bewirtschaftung werden Bäume für die Holznutzung geerntet. Durch langlebige Holzprodukte wie Dachstühle und Möbel kann das CO2 über lange Zeit darin gebunden werden. Am Ende der Lebensdauer vermeidet das Holzprodukt durch seine energetische Nutzung fossile Energieträger wie Kohle oder Öl. Daher sollte Holz immer mehrfach entlang mehrerer Stufen benutzt werden (Kaskadennutzung) Sofern das Holz des geernteten Baums direkt energetisch oder für kurzlebige Produkte genutzt wird, ersetzt es auch hier fossile Rohstoffe. An Stelle des geernteten Baums kann wieder ein neuer Baum wachsen, der CO2 speichert. Dieser Prozess der nachhaltigen Waldbewirtschaftung garantiert die langfristige Speicherung unserer CO2-Emissionen. Diese langfristige Speicherung ist bei einer Stilllegung des Waldes nicht gesichert, da der Baum am Ende seines Lebens stirbt und sein gespeichertes CO2 wieder freisetzt, ohne nachhaltiges Holz produziert zu haben.”
6Warum sollen Waldeigentümer für etwas bezahlt werden, was die Natur leistet?
Die volle Klimaschutzleistung leistet der Wald nur, wenn er nachhaltig und stabil bewirtschaftet wird. In diesen Wäldern wachsen junge Bäume nach, hier wird der Rohstoff Holz produziert. In Wäldern, die sich selbst überlassen werden, wird hingegen das Holz als Totholz wieder zersetzt und emittiert CO2. Holzproduktion findet hier nicht statt. Daher besteht die Klimaschutzleistung des Waldes auch in der Leistung der Waldbäuerinnen und Waldbauern.
7Warum sollten Waldeigentümer für etwas bezahlt werden, was sie ohnehin schon tun?
Bisher wurden die Aufwendungen für den Erhalt des Waldes und seiner Ökosystemleistungen über die Einnahmen des Holzverkaufs durch die Waldbesitzer finanziert. Diese Einnahmen brechen aufgrund der Klimakrise weg. Somit ist ein solches Finanzierungsmodell nicht mehr möglich. Die Gesellschaft sollte als Nutznießerin der Ökosystemleistungen des Waldes diese Finanzierungslücke schließen. Die Klimawandelfolgen sind durch die Gesellschaft in Form von Emissionen verursacht worden. Daher sollten die Verursacher (CO2-Emittenten) die Leistungen der Waldbesitzenden auch monetär anerkennen. Ansonsten kann der Erhalt unserer Wälder nicht mehr sichergestellt werden. Andernfalls drohen Stilllegungen oder Waldverkäufe.
8Lassen sich Wälder von Menschenhand an den Klimawandel anpassen?
Wälder sind Ökosysteme und besitzen Selbstregulierungskräfte, mit denen sie sich in Grenzen auf veränderte Umweltbedingungen einstellen können. Die forstlichen Aktivitäten sind daher darauf ausgerichtet, die Selbstregulierungskräfte von Wäldern als Ökosysteme zu stärken. So soll die Widerstandsfähigkeit und Resilienz der Wälder gezielt gefördert werden. Der Mensch kann dies nicht leisten, er kann aber den Wald dabei unterstützen.
9Führt eine Honorierung zu mehr Klimaschutz oder nur zu Mitnahmeeffekten?
Durch eine Honorierung soll sichergestellt werden, dass die vielen Waldbesitzenden sich auch künftig um ihre Wälder kümmern. Damit wird die Klimasenke Wald dauerhaft gesichert und stabilisiert. Wer eine Honorierung erhalten will, muss nachweisen, dass er oder sie den Wald nachhaltig bewirtschaftet und die Klimaresilienz des Waldes stärkt. Dies sollte durch eine Zertifizierung nachgewiesen werden. Es dürfen keine Waldbesitzenden von einer Honorierung profitieren, die den Wald sich selbst überlassen und sich nicht um ihr Eigentum kümmern.
10Führt eine Honorierung nicht zur Subventionierung von großen Eigentümern?
Nein. Ziel ist es, die Leistungen aller Waldbesitzenden, d.h. auch der Waldflächen in kommunaler und öffentlicher Hand, zu honorieren. Der Privatwaldanteil beträgt bundesweit 48 %. Lediglich 6 % der Waldfläche ist Privatwald mit einer Größe von über 1.000 ha. Der durchschnittliche Privatwaldbesitz liegt bei unter 3 ha. Es geht dabei nicht um eine Subventionierung, sondern um die langfristige Sicherstellung der Klimaschutzleistung des Waldes. Dies gilt für alles Besitzarten und -größen gleichermaßen.
11Sollen auch die anderen Ökosystemleistungen des Waldes honoriert werden?
Angesichts der CO2-Bepreisung und den ambitionierten Klimazielen ist es konsequent, nun auch die Klimaschutzleistung zu honorieren. Daher konzentrieren wir uns derzeit auf dieses Anliegen.
Richtig ist: Der Wald erbringt für die Gesellschaft zahlreiche weitere Leistungen, z.B. die Trinkwasserspende, Wasserschutz, Erosionsschutz, Sauerstoffproduktion, Lärmschutz, Staubfilterung, Artenschutz, Erholung, Luftbefeuchtung, kleinklimatische Wirkungen auf landwirtschaftliche Flächen u.v.m.
Waldeigentümer und -bewirtschafter können derzeit nur mit dem Holzeinschlag und wenigen anderen Dienstleistungen Geld verdienen. Eine Honorierung anderer Ökosystemleistungen des Waldes wäre daher gerecht und logisch. Allerdings sind diese Leistungen nicht alle gleichermaßen quantifizierbar. Weitere Honorierungsmodelle sollten daher gezielt aufgebaut und entwickelt werden. Manche Leistungen wie die Erholungsleistung sind gesetzlich verankert und sollten nicht honoriert werden – wir freuen uns über Besucherinnen und Besucher in unserem Wald.
12Die Waldeigentümer bekommen doch schon Förderung im Rahmen der Waldhilfen und des Corona-Konjunkturpakets. Warum sollen sie nun noch mehr Geld erhalten?
Die bisher zur Verfügung gestellten Mittel sind wichtig. Aber sie sind entweder Einmalzahlungen oder Fördermittel zur Flächenräumung und Wiederaufforstung. Sie honorieren weder eine Leistung, noch bieten sie den Waldbäuerinnen und Waldbauern eine dauerhafte ökonomische Perspektive. Daher sind die bisherigen Programme zu unterscheiden von der Honorierung der Klimaschutzleistung des Waldes.
13Bekommen wir nicht eine neue Waldbürokratie?
Es gibt bestehende und bewährte Zertifizierungssysteme, die den erforderlichen Nachweis für eine CO2-Honorierung durchführen können. Die vorhandenen einzelbetrieblichen Forsteinrichtungen und die Bundeswaldinventur stellen zudem Referenzwerte zur Verfügung, die für eine CO2-Honorierung genutzt werden können. Allerdings wird es eine gewisse Pauschalierung brauchen, um den Verwaltungsaufwand in Grenze zu halten und sicherzustellen, dass möglichst viele Waldbesitzende, die zertifiziert werden, honoriert werden können.
14Woher soll das Geld für die Honorierung kommen?
Die Einnahmen aus der nationalen CO2-Bepreisung fließen in den Energie- und Klimafonds (EKF), ein Sondervermögen des Bundes im Bundeshaushalt. Es wäre konsequent, die Klimaschutzleistung des Waldes aus dieser Quelle zu honorieren. Gemessen am Finanzplan der Bundesregierung, der für das Jahr 2021 26,8 Mrd. EUR Klimainvestitionen aus dem Energie- und Klimafonds vorsieht, entspricht die Forderung der Waldbesitzer bezogen auf 11,4 Mio. Hektar Wald nicht einmal fünf Prozent aus diesem Vermögen.
15Wäre es nicht besser, die Leistung des Waldes im Zertifikatehandel oder auf dem freien Markt anzubieten?
Die beste Lösung wäre in der Tat, die Klimaschutzleistung am Markt vergütet zu bekommen, entweder über den „verpflichtenden Zertifikatehandel“ oder über einen freiwilligen Zertifikatemarkt. Das sollte das langfristige Ziel sein. Allerdings sind diese Märkte für den Wald derzeit noch nicht voll entwickelt und ein Einstieg in Form einer Zertifizierung mit hohen Kosten verbunden. Diese Märkte sollten schnell ausgebaut werden. Derzeit und mittelfristig sind sie für die Breite der ca. 2 Millionen Waldbesitzenden keine gangbare Option.
16Was muss ein Kriterienkatalog für eine zu honorierende Waldbewirtschaftung enthalten?
Die Kriterien müssen über die gesetzlichen Verpflichtungen hinausgehen und ein zugleich klimaschützendes Waldmanagement abbilden.
17Was passiert, wenn der Wald zur CO2-Quelle wird, also mehr CO2 emittiert, als er speichert?
Gerade eine Honorierung soll dies verhindern. Wenn der Wald unverschuldet zur Quelle wird, gibt es durch die nachhaltige Bewirtschaftung dennoch eine positive Klimaschutzleistung, die ohne Bewirtschaftung und Pflege nicht gegeben wäre. Ein Honorierungssystem muss dies abbilden, z.B., indem es den Zuwachs als wesentliches Kriterium definiert.
18Kann ich eine CO2-Honorierung für meinen Wald ablehnen, weil ich mich nicht von öffentlichen Mitteln abhängig machen möchte?
Die CO2-Honorierung soll freiwillig erfolgen. Niemand kann gezwungen werden, diese Leistung in Anspruch zu nehmen. Auch andere Honorierungsmodelle, z.B. über freiwillige Zertifikate oder den Vertragsnaturschutz, bleiben weiterhin möglich.