Wie können wir unsere Wälder für die Zukunft so gestalten, dass sie weiterhin als unsere wichtigsten Klimaschützer erhalten bleiben? Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels ist die Suche nach Antworten darauf eine der wohl drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Eine aktuelle Studie zeigt nun: Für einen klimastabilen, zukunftsfähigen und leistungsfähigen Wald braucht es eine „unterstützte Migration“ von Baumarten.
Rund 600 forstliche Versuche mit Bäumen aus 3.000 Orten wurden für die neue europäische Studie unter der Leitung des Österreichischen Bundesforschungszentrums Wald (BFW) und Beteiligung des Thünen-Instituts für Waldökosysteme herangezogen. Die Herkunft der gepflanzten Baumsamen spielt dabei, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, eine entscheidende Rolle beim klimastabilen Umbau unserer Wälder. Anhand von Modellierungen wurde prognostiziert, wie sich der Klimawandel auf die Funktion von Weiß-Tanne, Europäischer Lärche, Gemeiner Fichte, Gemeiner Kiefer, Rotbuche, Stieleiche und Traubeneiche als Kohlenstoffsenke auswirken könnte.
„Unsere Modelle zeigen, dass die Wirkung der europäischen Wälder als Kohlenstoffsenke bis zum Ende des Jahrhunderts erheblich abnehmen könnte, wenn bei der Wiederaufforstung nur auf lokales Saatgut gesetzt wird“, sagt Dr. Debojyoti Chakraborty vom BFW, Erstautor der Studie. Eine ausschließliche Fokussierung auf heimische Baumarten „würde die Rolle der europäischen Wälder bei der Abschwächung des Klimawandels drastisch reduzieren.“
Das internationale Forschungsteam empfiehlt daher, auf Baumarten zu setzen, die an die prognostizierten Klimabedingungen am besten angepasst sind. Mit Hilfe „unterstützter Migration“ könne die Kohlenstoffspeicherung unserer Wälder langfristig erhalten werden. Heute noch als „fremd“ betrachtete Arten könnten so künftig zu heimischen Arten werden.
Andreas Bolte, Leiter des Thünen-Instituts, fordert: „Diese Ergebnisse müssen bei der Wiederbewaldung nach den großen Waldschäden in Deutschland und weiten Teilen Mitteleuropas seit 2018 genauso berücksichtigt werden wie beim dringenden Umbau risikobehafteter Waldbestände.“ Weiter sagt der Mitautor der Studie: „Nur so können die Funktionen der Wälder beim Klimaschutz als artenreicher Lebensraum und als Quelle nachhaltiger Holzproduktion langfristig gesichert werden.“