Es gibt eine Gesetzmäßigkeit, die den Weg in den kommenden Jahren vorzeichnet: Ohne den Wald und seinen Beitrag zur Kompensation von CO2 sind alle ausgegebenen Klimaziele und -ambitionen nicht realisierbar. Ihn resilienter gegen die bereits spürbaren Einflüsse des Klimawandels zu machen, ist ein Zukunftsprojekt, das viel Zeit und noch mehr Geld kosten wird. Ein gesamtgesellschaftliche Aufgabe und Investition, die sich am Ende für alle auszahlt.
Ob diese Gesetzmäßigkeit tatsächlich eine Novellierung des Bundeswaldgesetzes braucht, darüber streiten sich Parteien und Parlamentarier, Politik und Praxis. Eins ist aus Sicht der Waldbesitzenden klar: Der aktuell im Umlauf befindliche Entwurf aus den grünen Ministerien BMUV und BMEL trägt weder zu einem gemeinsamen Engagement in der Sache noch zu einem zielführenden Ergebnis bei. „Praxisfern“ ist die am häufigsten geäußerte Vokabel aus den Reihen derjenigen, die sich tagtäglich um den Wald kümmern.
„Unsere Mitgliedschaft lehnt den Entwurf in Gänze ab“, sagt etwa Prof. Andreas Bitter, Präsident der AGDW-Die Waldeigentümer, und verweist unter anderem auf die im Entwurf enthaltene strikte Beschränkung der Baumartenwahl auf „weit überwiegend heimische Baumarten“. Sie widerspreche den Herausforderungen durch den Klimawandel und den dadurch veränderten Standortbedingungen. Befremdlich wirke, dass im Entwurf massiv mit Straftatbeständen und Ordnungswidrigkeiten gedroht werde. Bitter: „Dies führt zu einer tiefen Verunsicherung von Menschen, die sich mit Herzblut und großem Engagement für den Wald einsetzen, ihn häufig seit vielen Generationen pflegen, damit der Gesellschaft den wunderbaren Rohstoff Holz zur Verfügung stellen und wegen der Klimakrise ohnehin vor kaum zu bewältigenden Herausforderungen stehen.“
„Der Gesetzentwurf ist Ausdruck von Misstrauen, Bürokratismus und handwerklichen Mängeln. Er widerspricht mit seinen engen Vorgaben den wissenschaftlichen Empfehlungen zum Waldumbau“, ergänzt Max von Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst. „Wir haben frühzeitig bei unseren Gesprächspartnern in den Ministerien deutlich gemacht, dass der Schlüssel zum Erhalt und zum Wiederaufbau klimastabiler Wälder in der Vielfalt der Bewirtschaftung und in dem Vertrauen auf die Praktiker vor Ort liegt. Dieser Gesetzentwurf wird die Spaltung zwischen Stadt und Land weiter befeuern und politische Ränder stärken. Er darf dem Kabinett nicht vorgelegt werden.“
Noch ist es nicht soweit, es gibt noch viel Diskussionsbedarf. Und es gibt weiterhin die Chance, eine praxisnahe, gemeinsame Linie zu definieren, die sich an den tatsächlichen Erfordernissen einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung und einer effektiven, langfristigen Stärkung unseres wichtigsten Klimaschützers orientiert.