Berlin – Wie kann sich die Forstwirtschaft in der Klimakrise zukunftsfähig aufstellen? Wie können in der Transformation Wald und Ökosystemleistungen gesichert werden? Und welche Unterstützung müssen Politik und Gesellschaft für den erfolgreichen, nachhaltig wirkenden Waldumbau leisten? Zukunftsweisende Fragen, die auf dem AGDW-Waldsymposium am 18. Oktober 2023 in Berlin mit hochkarätigen Expertinnen und Experten diskutiert wurden.
Rund 120 Gäste aus Privat- und Kommunalwald, Verbänden, Wirtschaft, Wissenschaft und Politik waren auf Einladung von AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter und Hauptgeschäftsführerin Dr. Irene Seling in das Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlins Mitte gekommen, um miteinander zu diskutieren. Den Anstoß dafür gaben Referenten aus der Wissenschaft: Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Prof. Rupert Seidl, Dr. Ralf Petercord, Dr. Norbert Putzgruber, Prof. Peer Haller und Dr. Max Krott. Die politischen Fragen diskutierten neben Bernt Farcke aus dem Ministerium die MdBs Isabel Mackensen-Geis, Karlheinz Busen, Harald Ebner und Hermann Färber.
Viel Expertise, viele Meinungen, viele Ideen. Eine zentrale, verbindende Erkenntnis der Diskussionen: Ein nachhaltig bewirtschafteter Wald kann einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Prof. Schellnhuber machte in dem Kontext deutlich, welche Rolle der Baustoff Holz für die Bindung von CO2 und die daraus resultierenden Klimaeffekte langfristig und global spielen kann. Einigkeit herrschte auch in der Forderung, das Ökosystem resilienter für die Zukunft machen zu müssen. Und die Zeit drängt.
Vier von fünf Bäumen sind geschädigt, mehr als 500.000 Hektar Schadfläche und über 250 Mio. Kubikmeter Schadholz sind die Folge von Stürmen, Dürrephasen, Borkenkäfer und Waldbränden. Den Wald in Zeiten der Klimakrise so umzubauen, dass er auch in Zukunft unser wichtigster Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel bleiben kann, ist eine zentrale Aufgabe der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Und eine immense Herausforderung für alle Waldbesitzenden, die nur gelingen kann, wenn es dafür ein gesellschaftliches Bewusstsein, einen politischen Rahmen und konkrete wirtschaftliche Unterstützung gibt.
Immerhin: Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kündigte vorbehaltlich des ausstehenden Haushaltsbeschlusses an, dass unterstützende Mittel weiter fließen sollen. „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die GAK-Förderung in dieser Höhe weitergeführt wird“, sagte Özdemir. „Es sieht gut aus, dass die GAK-Maßnahmen 2024 aus dem Klima- und Transformationsfonds finanziert werden.“ Ein Schritt in die richtige Richtung. Die in diesem Jahr auslaufenden Sondermittel für Wiederaufforstung und Waldumbau werden somit fortgeführt. Das sind dringend nötige Investitionen in den Wald und damit in unsere Zukunft.
Diskussionsbedarf gibt es weiter bei der Novellierung des Bundeswaldgesetzes. Nachdem die Natur- und Umweltverbände zum Teil praxisferne Vorschläge gemacht hatten, die auf starke Regulierung ausgerichtet sind, sprach Özdemir von „verbindlichen Vorgaben für die Waldbewirtschaftung“. Prof. Bitter forderte, dass das Bundeswaldgesetz auch künftig hinreichende Bewirtschaftungsfreiheit garantieren müsse. Das gelte auch mit Blick auf den Vorratsaufbau, der das Risiko von Waldschäden durch den Klimawandel erhöht. Besser wäre es nach Ansicht der Waldbesitzenden, mehr Licht an den Boden zu lassen und damit für natürliche Verjüngung zu sorgen. So entstünde ein klimaresilienterer Wald. Und den brauchen wir mit Blick auf die kommenden Jahre dringender denn je.