Es hat manchmal den Anschein, als sei das Thema Wald im politischen Berlin weit entfernt. Ein Grund mehr für die AGDW – Die Waldeigentümer und die Familienbetriebe Land und Forst (FaBLF) das Thema in das Regierungsviertel zu bringen. Unter dem Motto „Was braucht der Wald, damit er unser wichtigster Klimaschützer bleibt?“ hatten beide Verbände die neuen Parlamentarier zu einem politischen Abend eingeladen. Und viele Abgeordnete und MitarbeiterInnen der Ministerien kamen, um sich zu informieren und auszutauschen.
Vorausgegangen war dem Termin eine besondere Einladung. Die Mitglieder des neuen Bundestages hatten von AGDW und FaBLF eine Waldbox erhalten. Für jeden Einzelnen ein kleines Jutesäckchen mit Baumsamen. Bis daraus der eigene kleine Mischwald entsteht, ist allerdings noch sehr viel Geduld, Pflege, Arbeit notwendig. Eine Botschaft, die bei den PolitikerInnen ankam. Und die neugierig gemacht hat auf den persönlichen Austausch. Die eigene Perspektive zu erweitern – darum ging es bei der Veranstaltung. Und mit Ausblick auf das hell erleuchtete Brandenburger Tor ging der gemeinsame Blick nach vorne.
Den Anstoß dafür machte ein renommierter Experte. Dr. Irene Seling, Geschäftsführerin der AGDW, übergab nach der Eröffnung an Prof. Dr. Andreas Bolte vom Thünen-Institut. Der Wissenschaftler mahnte, schnell zu handeln. „Wir alle dachten, Klimawandel ist etwas Langsames. Jetzt haben die Extremjahre 2018 und 2020 gezeigt, dass es sprunghaft geht. Sprunghaft merken wir, dass wir bestimmte Waldanteile auf einen Schlag verlieren, das war eine Art Weckruf. Wir wissen jetzt: es wird nicht langsam gehen, es wird sich schnell vollziehen.“
Dass es höchste Zeit ist in den Klimaschützer Wald zu investieren, wurde auch durch die Verbandsspitzen deutlich gemacht. Josef Ziegler, Vize-Präsident der AGDW, warnte, dass „die Klimaerwärmung dem Wald erhebliche Schäden zufügt. Das ist natürlich regional unterschiedlich stark, aber es ist ein Hinweis, wie es in den nächsten Jahrzehnten weitergehen wird. Wenn wir hier nicht schleunigst eine Klimaanpassung der Wälder voranbringen, dann geht es dem Wald erst richtig schlecht.“ Diesen Eindruck teilt auch der Bundesvorsitzende der Familienbetriebe Land und Forst, Max von Elverfeldt: „Der Wald ist der größte Leidtragende des Klimawandels. Das haben wir in den letzten 3 Jahren der Klimakrise erlebt, wie uns die Wälder wegsterben. Und es geht jetzt darum, den Wald für die Zukunft fit zu machen.“
Beide formulierten in Anbetracht der herausfordernden Situation für die Waldbesitzenden einen Appell an die Politik: Wälder benötigen mehr Pflege denn je, deshalb sollten die finanziellen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden. Ein Mindestlohn für den Wald, so die Forderung der Verbände, ist dringend nötig, um den bedrohlichen Entwicklungen entgegenwirken. Und zu gewährleisten, dass der Wald auch in Zukunft als effektivster Klimaschützer für uns alle seine ‚Arbeit‘ leisten kann. Eine Honorierung der Klimaleistungen des Waldes ist eine Investition in die Zukunft von uns allen.
Ein Appell, der auch von den Vertretern der neuen Ampel-Regierung wahrgenommen wurde. Niklas Wagener, Berichterstatter für den Wald bei Bündnis 90/Die Grünen, betonte, dass dazu die intensive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wichtig sei: „Wer Lust hat, für den Wald etwas zu machen, der ist auf die Unterstützung der Politik angewiesen. In diesem Sinne will ich mich für den Wald einsetzen. Ob man die Honorierung für die Ökosystemleistungen am Ende Mindestlohn nennt, muss man sehen. Auf jeden Fall muss man am Ende diejenigen unterstützen, die was machen wollen.“ Isabel Mackensen-Geis (SPD) erklärte: „Wir haben in Deutschland viele Kleinstwaldbesitzer. Da ist es unsere Aufgabe, alle mit ins Boot zu nehmen und dafür zu sorgen, dass die Unterstützungsleistung, die wir zur Verfügung stellen, auch bei allen ankommt.“ Und auch Carina Konrad, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, bekräftige, „dass der Wald auch geschützt wird, indem er genutzt wird. Und dass wir die Eigentümer als wichtigen Bestandteil sehen.“
Zum Ausklang des Abends war Konsens, dass die Zeit drängt und gehandelt werden muss. Und dass es eine gemeinsame Verantwortung für den Wald und seine nachhaltige Funktion gibt, die über Parteigrenzen hinausgeht. Einig waren sich am Ende alle: Den Wald an diesem Abend ins Berliner Regierungsviertel zu bringen und sich auf Einladung der AGDW – Die Waldeigentümer und der Familienbetriebe persönlich auszutauschen war gut fürs Klima, in jeder Hinsicht.