Baunatal – Bei einem Spaziergang am Waldrand bei Baunatal-Großenritte wird manchem vielleicht schon eine große, orangene Acht aufgefallen sein. Bei dem Holzaufsteller in Verlängerung des Trinewegs finden Spaziergänger, Wande- rer und Sportler auch eine kleine Box mit Flyern, auf denen erklärt wird, was die Acht für eine Bedeutung hat: Sie soll darauf hinweisen, dass der Wald der bedeutendste Klimaschützer Deutsch- lands ist. Deshalb beteiligen sich die Waldinteressenten Großenritte an der Initiative ‚Wald ist Klimaschützer‘, wie der Vorsitzende Stefan Walther erklärt. Die Acht steht dabei für die acht Tonnen Kohlenstoffdioxid, die der deutsche Wald jedes Jahr pro Hektar kompensiert. ‚Wir setzen uns für den Wald ein‘, sagt Walther. Früher sei er für Landwirte wichtig gewesen, weil das Holz zum Heizen und das Laub als Streu für Tiere benötigt wurde. Doch auch heut- zutage sei der Wald noch wichtig, nämlich als CO2-Speicher – und als Sport- sowie Erholungsort für Menschen. Gerade jetzt, aufgrund der Corona-Pandemie, sind laut Walther viele Menschen im Wald unterwegs.
Die Waldinteressenten Großenritte als Zusammenschluss von Waldbesitzern haben es sich zum Ziel gemacht, die 486 Hektar Wald nachhaltig zu bewirtschaften: Es wird nur so viel geschlagen, wie auch wieder nachwachsen kann, erklärt Helmut Siebert vom Vorstand. Dass es im Wald bei Großenritte trotzdem viele kahle Flächen gibt – derzeit rund 40 Hektar -, liegt laut Walther sowohl am Borkenkäfer, der vor allem Fichten befällt, als auch an der Trockenheit. Auch um auf die prekäre Situation der Waldbesitzer aufmerksam zu machen, wurde die Acht aufgestellt.
Eine Forderung der Initiative ‚Wald ist Klimaschützer‘: die Waldbesitzer an den geplanten CO2-Zertifikaten, die bestimmte Unternehmen ab 2021 kau- fen müssen, beteiligen. Die Forderung, von dem Geld etwas abbekommen zu wollen, ‚wird mit der Kampagne zum Ausdruck gebracht‘, erklärt Walther – schließlich sorgten die Waldbesitzer dafür, dass die Bäume da sind, um Kohlenstoffdioxid zu kompensieren. Ein Problem sei jedoch, dass aufgrund des Borkenkäferbefalls und der Trockenheit derzeit viele Bäume gefällt werden müssen – auch, um der Verkehrssicherungspflicht nachzukommen, wie Walther sagt. ‚Der Markt ist gesättigt‘, berichtet er, deshalb seien die Preise im Keller. Er nennt ein Beispiel: Habe man früher für einen Festmeter Fichte rund 90 Euro erhalten, seien es inzwischen noch 25 bis 30 Euro – damit könne man gerade einmal die Kosten decken, teilweise mache man sogar ein Minus. Es gebe zwar Unterstützung vom Land Hessen für das Pflanzen neuer Bäume, aber nur, wenn diese auch angehen und wachsen. ‚Einige Betriebe sind schon am Existenzminimum‘, berichtet Walther. Um der Situation entgegenzuwirken, würden neue Bäume gepflanzt – teilweise wieder Fichten, aber auch andere wie Zedern, Douglasien und große Küstentannen.
Die Waldinteressenten versuchen, mit der Aktion der aufgestellten Achten auf sich und die Probleme des Waldes sowie der Besitzer aufmerksam zu machen. So soll die Gesellschaft für das Thema sensibilisiert werden.
VON LARA THIELE
Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA)